Die meisten Unternehmen rund um den Globus streben nach Zukunftsfähigkeit und investieren viel Energie und Ressourcen, um ein kristallklares Bild von der Zukunft zu haben. Man denke nur an die zahllosen Ausblicke und Prognosen, die in Unternehmen oder anderen Institutionen erstellt werden. Sie alle erscheinen in schicken Grafiken mit prozentualer Genauigkeit und Sicherheit. Dennoch beruhen sie alle mehr oder weniger auf der Grundannahme, dass der Weg in die Zukunft irgendwie linear, stabil und vorhersehbar ist. Schwarze Schwäne und andere „ungeplante“ Ereignisse werden nicht berücksichtigt. Darüber hinaus fehlt den meisten dieser Prognosen und Ausblicke der Bezug zur Gegenwart. Dabei besteht die Gefahr, dass man übersieht, wie wichtig es ist, die Organisation und ihre Mitglieder auf die vorhergesagte oder mögliche Zukunft vorzubereiten.

Im Folgenden sollen daher die Möglichkeiten der prädiktiven Analytik beleuchtet werden, die nicht nur Prognosen und Ausblicke liefern, sondern auch die Organisationsentwicklung und Personalplanung heute und in Zukunft unterstützen.

Es gibt mehr als nur eine Zukunft

Wie bereits erwähnt, erwecken Prognosen und Vorhersagen den falschen Eindruck, dass die Zukunft vorhersehbar ist. Dies gilt auch für den Fall, dass verschiedene Prognosen unter vorgegebenen Bedingungen vorgelegt werden. Dies ist zwar aus planerischer Sicht wichtig und soll Investoren, Anteilseigner und andere Finanzinstitutionen überzeugen, aber es fehlt die Perspektive, was mit der Organisation und den beteiligten Personen geschehen wird, sowohl bei der Reaktion auf die Zukunft als auch bei der Vorbereitung auf diese.

Daher wird der erforderliche Wandel vernachlässigt oder nur unzureichend mit den Perspektiven verknüpft, obwohl Organisationsentwicklung oder Change Management in Betracht gezogen werden. In den meisten Fällen liegt der Grund für die Nachlässigkeit darin, dass kaum jemand eine entscheidende Tatsache in Betracht zieht: Die Zukunft wird nicht durch das Ergebnis, sondern durch den Weg, die Kreuzungen, Blockaden und Umwege dorthin bestimmt. Die Analyse des Weges in die Zukunft oder möglicher Versionen der Zukunft ist der Moment der Wahrheit für jede analytische Fähigkeit innerhalb einer Organisation, insbesondere im Kontext der Personal- oder Organisationsentwicklung (OD).

Entwicklung der HR- und OD-Analytik

Jedes Unternehmen und jede Organisation verfügt zumindest über ein gewisses Maß an HR- oder OD-bezogenen analytischen Fähigkeiten innerhalb der Organisation. Selbst die kleinsten Unternehmen führen zumindest analytische Arbeiten in einem operativen Kontext bis hin zu taktischen Analysen durch. Die meisten dieser Arbeiten stützen sich auf Leistungskennzahlen, die ad hoc oder strukturiert zur Verfügung stehen, und Organisationen nutzen sie, um Organisationsentwicklungsprozesse einzuleiten, leider ohne sie nachhaltig in den Prozess zu integrieren.

 

Größere Unternehmen betrachten strategische Analysen zusätzlich als wichtig für ihr Geschäft und nutzen sie, um zumindest Teile ihrer Geschäftsaktivitäten zu modellieren. Dies kann zwar auch dazu beitragen, die Organisation auf eine kontinuierliche oder geplante Entwicklung einzustellen, doch fehlt es im Allgemeinen an der Entwicklung und Integration von Szenarien. Die Verwendung von Szenarien ist mehr als nur die Vorhersage von Zahlen und Ergebnissen. Sie befasst sich auch mit Wendepunkten und berücksichtigt Abhängigkeiten und Platzhalterereignisse. Durch eine solche integrierte Analyse werden die analytischen Fähigkeiten eines Unternehmens auf die Ebene der prädiktiven Analyse gehoben.

Predictive Analytics aus Sicht von OD und HR

Anders als der Name vermuten lässt, zielt Predictive Analytics nicht auf eine Vorhersage der Zukunft ab. In erster Linie geht es darum, Vorhersagen über Ereignisse und Umstände zu treffen, die auf dem Weg in die Zukunft unter Berücksichtigung verschiedener Szenarien eintreten könnten. Dies gibt der Organisation die Möglichkeit, zu reagieren oder proaktiv zu handeln, um die sich bietenden Chancen zu nutzen.

 

Prädiktive Analysen sind allen anderen Analyseebenen überlegen, da sie sich sowohl auf qualitative als auch auf quantitative Analyseelemente konzentrieren und neben der reinen Datenauswertung oder deskriptiven Trendbestimmung auch zukunftsorientierte Informationen berücksichtigen.

Es liegt in der Natur der überwiegend qualitativen Instrumente, dass das Ergebnis des Instruments oder der Methode nur so gut ist wie die Quelle der Informationen oder Gedanken. Für die prädiktive Analyse sind also mehr als nur Daten erforderlich, unabhängig davon, ob es sich um große oder intelligente Daten handelt. Neben technischem Fachwissen und den entsprechenden Instrumenten bedarf es eines externen Blicks auf die Entwicklung, der die Einbeziehung von Markttrends ermöglicht, und eines neutralen Fachwissens, das nicht durch Wunschdenken oder einen internen Kampf um Ressourcen beeinträchtigt wird. Letzteres gilt insbesondere, wenn Predictive Analytics die Organisationsentwicklung oder Personalentscheidungen fördern.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die traditionelle Sichtweise, Personalfragen und Organisationsentwicklung von der unternehmensweiten Analytik zu trennen, ebenso kurzsichtig ist wie die Konzentration auf die Vorhersage einer einzigen Zukunft. Predictive Analytics können Unternehmen nicht nur bei der Vorbereitung auf verschiedene Zukünfte unterstützen, sondern auch die Personalabteilung bei der Organisationsentwicklung von Anfang an bis hin zu zukünftigen Vorhaben begleiten.